Strategischer Hintergrund
Die Limmatstellung war die wichtigste und am stärksten ausgebaute Verteidigungslinie der Schweizer Armee zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939-1940). Sie war das Kernstück des Operationsbefehls Nr. 2 von General Henri Guisan.
Die Linie sollte einen Angriff der deutschen Wehrmacht aus dem Norden und Nordosten auf das strategisch wichtige Schweizer Mittelland aufhalten. Die Armeeführung rechnete damit, dass der Hauptstoss durch das flachere Gelände des Aargaus erfolgen würde.
Die Schweizer Armee wollte den Feind an einer natürlichen Barriere (an der Limmat) stoppen und ihn mit massiver Artillerie bekämpfen. Die ganze Linie war mit Tausenden von Bunkern, Panzersperren und anderen Befestigungen gespickt. Nirgendwo sonst war die Dichte an Befestigungen so hoch. Der Grund dafür ist die Geografie: Bei Brugg/Gebenstorf fliessen die drei grossen Flüsse Aare, Reuss und Limmat zusammen. Dieses Gebiet bildet ein natürliches Hindernis, aber auch einen potenziellen Einfallskorridor, wenn es nicht verteidigt wird.

Die Stellungen am Heitersberg waren wichtige Elemente der Limmatlinie. Sie wurden im 2. Weltkrieg massiv ausgebaut. Foto: Archiv des Ortsmuseums, Urheber unbekannt.

Blick in Richtung See. Umleitung des Seeabflusses während des Röhreneinbaus, die anschliessend mit armierten Betonplatten überdeckt wurden. Foto: Archiv des Ortsmuseums, Urheber unbekannt.

Um den Seeabfluss sicherzustellen, mussten Zementröhren herangerollt werden, die mit einer Betonplatte überdeckt wurden. Foto: Archiv Ortsmuseum, Urheber unbekannt.


Persönliches Dankesschreiben von General Guisan an die Wehrmänner im Aktivdienst über die Weihnachtstage 1944. Ein Exponat aus der Sammlung des Ortsmuseums Spreitenbach.
Ein Übergang aus Beton
In der ersten Zeit nach der Mobilmachung vom September 1939 errichtete das Militär eine grosse Zahl an Waffenstellungen und Unterständen in den Wäldern am Heitersberg. Die meisten Befestigungsanlagen bewehrten das natürliche Hinternis auf einer Höhe von 550 bis 600 Metern, etwa auf der selben Höhenlage des früheren Bollenhofs. Aber wie sollten die Truppen mit Verpflegung, Waffen und Munition versorgt werden?
Das war nur aus dem rückwärtigen Raum möglich, also aus der Gegend von Bellikon. Doch mit schwerem Gerät war das nicht so einfach: Die Seematten und der Egelsee sowie das anschliessende Bachtobel bildeten einen ca. eineinhalb Kilometer langen Querriegel. Der erschwerte die Versorgung, aber auch einen allfälligen Rückzug.
Die einzige Stelle, die für einen Übergang geeignet schien, lag beim Abluss des Egelsees. Das Wasser musste aber trotzdem abfliessen, weshalb grosse Betonröhren verlegt und darüber Betonplatten installiert wurden. Das geplante Wegnetz für die Versorgung der Truppen konnte allerdings bis im Sommer 1940 nicht fertig gebaut werden. Dies besorgten in den Jahren 1941 bis 1942 internernierte polnische Soldaten. Ein Gedenkstein erinnert noch heute an die Männer der 3. Maschinengewehr-Kompanie der 2. polnischen Division.
Die Fotos aus dem Archiv des Ortsmuseums Spreitenbach zeugen vom Bau des Wegüberganges beim Abfluss des Egelsees. Der Übergang ist heute noch vorhanden.
Text: R.H. basierend auf handschriftlichen Aufzeichnungen von Max Rudolf (1928 - 2024), Lehrer und Historiker in Birmensdorf (aus der Sammlung W. Trippel, Ortsmuseum Spreitenbach).
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Blickrichtung Tobel: Anpassen der Tobelsohle an den neuen Abfluss. Foto: Archiv Ortsmuseum, Urheber unbekannt.

Situationsskizze von Max Rudolf. Archiv Ortsmuseum.